Aktuelles
Ob Studienergebnisse, Branchennews oder Veranstaltungsrückblicke – hier teilen wir aktuelle Einblicke, Analysen und Trends aus der Versicherungswirtschaft. Mit unseren Beiträgen setzen wir Impulse für eine zukunftsfähige Assekuranz.

In der jüngsten Ausgabe der Interviewreihe #fredwagner spricht Prof. Dr. Fred Wagner mit Alina vom Bruck , Vorsitzende des Vorstands der Gothaer Lebensversicherung AG , über die aktuellen Herausforderungen und strategischen Weichenstellungen der Lebensversicherungsbranche. Thema der Gesprächsrunde sind unter anderem die Folgen der Fusion, die Zukunft der Altersvorsorge, regulatorische Anforderungen, Nachhaltigkeitsfragen sowie die Rolle von Digitalisierung, Automatisierung und Künstlicher Intelligenz. Fusion als Gestaltungschance Die Fusion von Barmenia und Gothaer hat eine neue Größenordnung und Struktur im Konzern geschaffen. Für die Lebensversicherung bedeutet dies einen intensiven Integrationsprozess: Zusammenführung von IT-Systemen, Vereinheitlichung von Prozessen sowie Abstimmung von Vertriebsorganisationen und Produktportfolios. Gleichzeitig eröffnet die Fusion strategische Chancen, etwa die breitere Präsenz im Maklermarkt und Synergien in Vertrieb und Service. Altersvorsorge: Relevanz trotz Zurückhaltung der Kundschaft Vor dem Hintergrund demografischer Veränderungen bleibt die private und betriebliche Altersvorsorge eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe. Trotz gesunkener Abschlusszahlen sehen Prof. Wagner und vom Bruck nach wie vor einen hohen Bedarf an langfristigen Vorsorgeprodukten. Um Hemmnisse abzubauen, werden politische Maßnahmen (etwa stärkere Beratungspflichten oder ausgewählte Opt-out-Modelle in der bAV) ebenso diskutiert wie eine bessere kommunikative Vermittlung des Nutzens der Lebensversicherung gegenüber Fondsprodukten. Regulatorik: Stabilität ja – aber bitte praktikabler Regulatorische Neuerungen wie Solvency-II-Reviews, DORA und Datenthemen (z. B. FIDA) erhöhen die Betriebssicherheit und Transparenz, bringen aber zugleich erheblichen administrativen Aufwand mit sich. Vom Bruck ist der Meinung, dass die Branche pragmatischere, praxisnähere Anforderungen und eine stärkere Konzentration auf Wesentliches braucht, damit Regulierungsaufwand nicht zu Lasten von Kund:innennutzen und Innovation geht. Nachhaltigkeit: strategisch verankert, kommunikativ selektiver Nachhaltigkeit bleibt integraler Bestandteil der Konzernstrategie. Zugleich hat sich die Art der Kommunikation verändert: Nachhaltigkeitsaktivitäten werden zunehmend im operativen Geschäft und in der Kapitalanlage umgesetzt, aber weniger als vordergründiger Marketing-Claim platziert. Investitionen in ökologisch wertvolle Projekte und die Berücksichtigung von ESG-Risiken in der Asset-Bewertung zeigen, dass Nachhaltigkeit als wirtschaftliche Notwendigkeit verstanden wird. Digitalisierung, Automatisierung und KI: Von Leuchttürmen zur breiten Anwendung Der Einsatz digitaler Technologien verfolgt eine Doppelstrategie: Zum Einen die klassische Prozessautomatisierung zur Effizienzsteigerung und zum Anderen der gezielte Einsatz von KI für komplexere, weniger standardisierte Aufgaben. Erste Pilotprojekte („Leuchttürme“) sind implementiert; nun geht es darum, Skalierbarkeit, Schulung der Mitarbeitenden und unternehmensweite Integrationsmechanismen zu schaffen. Veränderungsbereitschaft in Organisation und Vertrieb ist zentral für den Erfolg. Internationale Aktivitäten und PrismaLife Die in Liechtenstein ansässige PrismaLife bleibt ein wichtiger, aber bewusst eigenständiger Teil des Konzerns. Ziel ist eine stärkere Verzahnung mit dem Konzern: PrismaLife soll von Dienstleistungen und Know-how profitieren, zugleich aber ihre Unabhängigkeit behalten und als Motor für ausgewählte Auslandsexpansionen dienen. Ausblick Das Gespräch mit Alina vom Bruck macht deutlich: Die Lebensversicherungsbranche steht in einem nachhaltig veränderten Umfeld. Integration, technologische Modernisierung, regulatorische Anpassungen und die gesellschaftliche Antwort auf Altersvorsorgefragen bestimmen die aktuelle Agenda. Für die BarmeniaGothaerbedeutet das, Wandel aktiv zu gestalten und die Chancen der neuen Konzernstruktur zu nutzen. Hier das vollständige Interview:

InsurTechs und digitale Versicherer setzen neue Maßstäbe: Stoïk expandiert nach Belgien, Baobab startet exklusive Cyber-Kooperationen, und Ethos plant den US-Börsengang. Im aktuellen Update zeigen wir, welche Strategien und Partnerschaften aktuell die Branche bewegen. Stoïk expandiert nach Belgien Der französische Cyber-Assekuradeur Stoïk expandiert nach Belgien und übernimmt dazu den lokalen Anbieter Cybercontract. Mit diesem Schritt startet das Unternehmen eine neue, M&A-getriebene Wachstumsstrategie und plant, das Prämienvolumen in Belgien innerhalb von 18 Monaten mindestens zu verdreifachen. Cybercontract wurde 2014 gegründet, betreut über 1.000 Unternehmen und kooperiert mit rund 150 unabhängigen Versicherungsmaklern. Durch die Übernahme ist Stoïk nun in sieben Ländern aktiv, darunter Deutschland, Frankreich, Österreich, Spanien, Luxemburg und Monaco. Baobab mit neuer Cyber-Kooperation Baobab , ein auf digitale Risiken spezialisierter Assekuradeur, und der Österreichische Versicherungsmaklerring haben zum 1. September 2025 eine exklusive Kooperation gestartet. Damit erhalten etwa 600 Mitgliedsunternehmen des ÖVM Zugang zu einer kombinierten Lösung aus Cyberversicherung und Vertrauensschadenversicherung mit 16 speziell ausgewählten Zusatzklauseln. Zu den Zusatzklauseln gehören die Deckung bei Betriebsunterbrechung, freiwillige Abschaltung, Cloud-Ausfall, Reputationsschäden sowie die Übernahme forensischer Buchführungskosten. Freeyou besitzt keine BaFin-Lizenz mehr Freeyou , ein Tochterunternehmen der DEVK, hat mehrere Versicherungslizenzen freiwillig zurückgegeben. Die BaFin hat dem Unternehmen daraufhin die Erlaubnis für verschiedene Zweige entzogen, darunter etwa für Versicherungen gegen Miet- und Einkommensausfall oder gegen Berufsrisiken. Diese Bereiche hatte Freeyou bislang jedoch nicht aktiv genutzt. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Digitalversicherer angekündigt, sich aus dem Kfz-Geschäft zurückzuziehen. Freeyou ist nicht der erste Digitalversicherer, der aufgibt. Ethos forciert Börsengang Ethos , ein 2016 gegründetes InsurTech, hat am Freitag die Unterlagen für einen US-Börsengang eingereicht. Ethos bietet über seine Plattform Lebensversicherungen in den gesamten USA an. Laut eigenen Angaben hat das InsurTech aktuell rund 95.000 Policen im Portfolio. Ethos und einige bestehende Anteilseigner wollen im Rahmen des Börsengangs Anteile veräußern. Zu den Investoren gehört u.a. auch die Google-Mutter Alphabet. HDI kooperiert mit Allianz-Tochter Solvd Die HDI Versicherung und die Solvd Group , ein weltweit führender Innovator digitaler Lösungen für das Schaden- und Reparaturmanagement, gehen eine neue, langfristige strategische Partnerschaft ein. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit steht, dass die HDI Versicherung zukünftig die Prozesse und Dienstleistungen der Solvd Group in den Bereichen Werkstattnetz und Schadenanalyse nutzen wird. Gemeinsam wollen beide Partner diese Leistungen weiterentwickeln. Durch die Nutzung moderner Technologien sollen die Abläufe von der Schadenmeldung bis zur Reparatur effizienter und digitaler gestaltet werden. Allianz X investiert in US-Assekuradeur Die Allianz erweitert ihre Präsenz im InsurTech- und KI-Segment: Der Investmentarm Allianz X beteiligt sich strategisch an dem US-InsurTech Coterie Insurance , das sich auf Sach- und Haftpflichtpolicen für KMU spezialisiert hat. Mit einer datengetriebenen Plattform erzeugt Coterie rund 65 Prozent seiner Policen automatisiert innerhalb von 24 Stunden nach Erstkontakt — ein Beleg für den KI-fokussierten Plattformansatz des Unternehmens. Parallel baut die Allianz auch die Kooperation mit der Allianz Re aus, die bereits seit 2023 als Rückversicherer für Coterie auftritt. Swiss Re und Bondaval kooperieren Die Swiss Re und das FinTech Bondaval starten gemeinsam eine datengetriebene Lösung für Kreditrisiken: Ab dem 1. Januar 2026 wollen sie Kreditversicherungen und Zahlungsgarantien über Bondavals Plattform anbieten, wobei die Swiss Re die Versicherungskapazität zur Verfügung stellt. Bondaval liefert dabei nicht nur die Policenverwaltung, sondern fungiert auch als Betriebssystem für Kreditmanager, indem Kundendaten in Echtzeit integriert und Risiken transparent gemacht werden. Für die Swiss Re ist der Schritt Teil einer Strategie, das Kreditversicherungsgeschäft weltweit zu skalieren; Bondaval will damit seine Expansion in Großbritannien, der EU, den USA und Kanada verstärken.